Wer Spaß an Schadenfreude hat, ist in der 2. Fußball-Bundesliga bestens aufgehoben. Hier verheben sich stolze Vereine an zu hohen Ansprüchen
Mit Superlativen kennt sich der Profifußball bestens aus. Mehr Zuschauer, steigende Einnahmen, höhere Reichweiten: An diesem Rad der Vermarktung wird seit Jahren mit Schwung und Arroganz gedreht. Der Gipfel der Übertreibungen ist der Versuch, die 2. Bundesliga so gut wie möglich zu vermarkten. „Beste 2. Liga aller Zeiten“ – dem Zuschauer wird mit solchen Slogans vorgegaukelt, dass er an etwas ganz Großem teilhaben darf. Vor kurzem habe ich im Volksparkstadion genau hingeguckt.
Die Partie zwischen dem Hamburger SV und Werder Bremen war sehenswert weil packend. Beide Vereine haben eine ruhmreiche Vergangenheit. Beide gehen finanziell am Stock, wenn ihnen die Rückkehr in die 1. Liga nicht zeitnah gelingt. Entsprechend groß sind der Erfolgsdruck und die Aufgeregtheiten. Es ist es herrlich, von Grund auf stolzen Klubs zuzusehen, wie sie von hohen Ansprüchen geplagt nervös am Abgrund entlangdribbeln.
Wer sorgt eigentlich dafür, dass die 2. Bundesliga manchmal sehenswert sein könnte? Diese Kolumne sendet herzliche Grüße an den SV Sandhausen, Jahn Regensburg oder den 1. FC Heidenheim. Mit Auftritten dieser finanziell minderbemittelten Vereine lassen sich keine Quotenhits oder Publikumsrekorde erzeugen. Aber: Die kleinen Standorte auf der Fußball-Landkarte ziehen ihren Elan daraus, den großen Konkurrenten aus Hamburg, Bremen oder Nürnberg ein Bein zu stellen. Sie rennen dem Traum hinterher, es eines Tages sogar bis in die 1. Liga zu schaffen.
Mir macht der Wettstreit der Zweitklassigkeit vor allem aus einem Grund Spaß. Ich mag es, wenn sich populäre Vereine an der deutlich normaleren Konkurrenz verheben. Wenn ein einst königlicher Verein wie der FC Schalke 04 in Liga 2 über die Davids aus Aue, Paderborn oder Darmstadt stolpert. Diese Form von Schadenfreude ist das Salz in der Fußballsuppe. Wir alle wollen den großspurigen FC Bayern München scheitern sehen oder eben miterleben, wie der Hamburger SV zum vierten Mal in Folge am Projekt Erstliga-Aufstieg scheitert. Deshalb: Ein Hoch auf die 2. Liga als Paradies für Fettnäpfchen.
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